8. Mai Tag der Befreieung vom Faschismus

Der Sieg über den deutschen Faschismus vor 77 Jahren bedeutete vor allem für die Menschen aller vom deutschen Imperialismus besetzten Länder Befreiung. Alle beteiligten Armeen retteten damals die Welt vor der bis dahin verbrecherischsten Ausgeburt des Imperialismus, aber allein die Rote Armee eröffnete den Völkern der durch sie befreiten Länder die Tore auch zur sozialen Befreiung.

 

Aus anderem Anlass fand  am 8. Mai  in Bruchsal eine Friedensdemonstration  gegen den Krieg in der Ukraine statt. Start war der Parkplatz am Bahnhof Bruchsal, auf dem sich cirka 100 Menschen zu einem Demonstrationszug versammelten hatten und dann zum Marktplatz zogen.

Hier der Redebeitrag  der Friedensinitiative Bruchsal  am 8.5.2022,
gehalten von Dr. Rüdiger Czolk.

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
als langjähriger Aktiver bei der Friedensinitiative Bruchsal stehe ich heute hier.
Vorab sei gesagt, dass ich nicht die Meinung der Friedensinitiative oder der
Friedensbewegung wider gebe. Auch in der Friedensbewegung gibt es unter­schiedlichste Standpunkte zum Ukraine-Krieg. Was ich in den nächsten Minu­ten sage, ist meine Einschätzung aufgrund einer zutiefst pazifistischen Grund­haltung.
Und um nicht als „5. Kolonne Russlands“ oder „Putin-Versteher“ diffamiert zuwerden, möchte ich gleich folgendes klarstellen:
1. Die russische Regierung hat ohne ersichtlichen Grund einen unabhängi­
gen Staat, die Ukraine, militärisch angegriffen. Das verletzt das Völker­
recht. Das ist nicht zu akzeptieren.
2. Das ukrainische Volk hat das Recht – wenn es angegriffen wird – sich zu
verteidigen. Für mich stellt sich jetzt die Frage: „Wie kann dieser Krieg so schnell als irgend möglich beendet werden, um das Töten und Massakrieren der Zivilbevölkerung zu stoppen?“.

Eine kleine Bestandsaufnahme:
Der Krieg tobt seit über 10 Wochen ohne Unterlass,
viele Menschen wurden getötet, Zivilisten hingerichtet,
Frauen vergewaltigt, Ackerland vermint.
Unzählige sind auf der Flucht und haben ihr Heim verloren.
Es werden immer mehr Waffen in die Ukraine geliefert – auch von Deutsch­
land, um vermeintlich diesen Horror zu stoppen. Und es finden keinerlei
Friedensverhandlungen statt.
Gemäß Matthias Horx, dem bekannten Zukunftsforscher, führt diese Gewalt gegen die Zivilbevölkerung in ein schreckliches Dilemma. Nämlich:
Jede Zurückhaltung ist Verrat am Menschlichen. Jede Entschlossenheit auch. Stärkung des Unterlegenen, vermehrt den Blutzoll und mensch macht sich schuldig.

Sich heraushalten, vermehrt Tod und Verzweiflung und mensch macht sich
ebenfalls schuldig. Wie „kriegsbesoffen“ meinen viele Entscheider:innen, diesem schrecklichen Di­lemma nur noch durch Waffenlieferungen und Aufrüstung zu entkommen. Von Verhandlungsbereitschaft und Dialogangeboten weit und breit keine Spur. Im Gegenteil, es wird inzwischen davon geredet, dass wir der Ukraine helfen sollen, siegen zu können. Dies steht für mich im krassen Widerspruch zur Idee, den Krieg schnell zu be­enden. Welche Waffenlieferungen haben in der Vergangenheit dazu geführt, dass ein Krieg mit Lieferung der Waffen zu Ende war? Bis
heute konnte mir keine Befürworter:in von Waffenlieferungen einen nennen. Ich denke, das Gegenteil ist zu befürchten: Nämlich, dass der Krieg unnötig verlängert wird und damit die Gräueltaten. Im schlimmsten Fall sogar die Aus­weitung des Krieges auf die Welt mit dem möglichen Einsatz atomarer Waffen.

Wer hat daran ein Interesse?
Die Nationen sind weltweit in einer Weise miteinander verflochten, dass sich in diesem Rahmen jeder regionale Krieg fast zwangsläufig zu einem Flächen­brand entwickeln muss.
„Ja soll mensch nur tatenlos zusehen?“ höre ich. Davon kann nicht die Rede
sein. Es sollten meines Erachtens aber intelligentere Lösungsansätze zur
Konfliktlösung benutzt werden. Es gab noch keinen Krieg in der Geschichte,
wo nach Beendigung desselben, alles geklärt war. Immer fanden erst einmal
Verhandlungen statt. Ein Krieg hatte nie etwas geregelt, nur Menschen getötet und Leid gebracht. Warum also nicht gleich verhandeln?
„Wenn wir jetzt in der Verhandlung Russland Zugeständnisse machen, holt
sich Putin und sein Regime die nächsten Länder.“ , höre ich.
Jeder, der schon einmal verhandelt hat, weiss, dass es ein Geben und
Nehmen ist. Ich muss Dinge anbieten, die mir vielleicht schwer fallen, um et­
was zu bekommen, was für beide Seiten am Ende gut ist.
Es mag bitter sein, dem russischen Aggressor Territorien zuzusprechen, die ersich genommen hat. Dies könnte aber der erste Schritt zu einer friedlichen Si­cherheitsarchitektur in Europa sein. Ist es denn nicht viel bitterer, wenn in einem jahre- , wenn nicht sogar jahrzehntelangem Stellvertreter­krieg unzählige Menschen sterben müssen?
„Wenn die Ukraine siegt, hat sie eine starke Verhandlungsposition.“ , höre ich. Ich frage mich, wem nützt es, dass die Ukraine gegen Russland
siegt. Vielleicht findet sich die Antwort auf der offiziellen Website des Weißen  Hauses. Dort kann der Vertragstext vom 1.9.21 nachgelesen werden, in dem die USA und die Ukraine eine „strategische Partnerschaft“ begründen.
Hier möchte ich Ihnen einen Lösungsansatz von Matthias Horx, dem bereits erwähnten Zukunftsforscher, nahe bringen. Er sagt – Zitat Anfang:
„Wenn man einen Krieg tatsächlich gewinnen will, muss man das Spielfeld er­weitern, man muss es auf eine höhere Ebene verlegen. Und neue Mitspieler und Verbündete finden.
• Die weltweite öffentliche Meinung.
• Die Interessen anderer Länder.
• Globale Akteure der Zivilgesellschaft wie UNO, NGOs, Internationale
Organisationen.
• Die Kraft von Kunst und Kultur.
• Kulturelle und religiöse Institutionen.
Das Einzige, was diesen Krieg wirklich mit einer Niederlage Russlands beenden könnte, wäre eine überwältigende globale Mehrheit gegen den Krieg. Eine aktive, beharrende, entschlossene Welt-Mehrheit für die Einhaltung oder Wiederherstellung des Völkerrechts.
Das ist aber nicht möglich, solange die vielen Völkerrechts-Verletzungen der Supermacht Amerika im Raum stehen, ohne bearbeitet und verziehen worden zu sein. Denn der Vorwurf der Doppelmoral ist die eigentliche semantische Waffe in diesem Krieg.“ Zitat Ende.
Überlassen wir nicht den Kriegstreibern das Feld. Unterstützen und stärken wir Initiativen, die den Dialog suchen. Das ist es nämlich, was meiner Meinung nach westliche Demokratien auszeichnet:
Verhandeln, Kompromisse schmieden, Vertrauen bilden.
Danke für’s Zuhören.

Quellen:
– https://www.horx.com/93-die-verhexten-krisen/
– https://www.horx.com/94-die-kunst-des-siegens/
– https://www.katholisch.de/artikel/33478-es-ginge-auch-anders-nutzen-wir-die-expertise-der-
friedensforschung
– https://arbeiterpolitik.de/2022/04/krieg-in-der-ukrainedie-wirtschaftlichen-folgen-und-wie-ihn-
beenden/