Leserbrief zum Ukrainekonflikt

Von: Dieter Sommer <sommer-bruchsal@gmx.de>
Betreff: Mahnwachen; z.H…

Nachrichtentext:
Lieber Rüdiger,
du hast mich vor Kurzem angesprochen, zur Mahnwache „..wo offen die Solidarität mit der Ukraine werden kann“ (vgl. euer Internetauftritt) zu kommen. Ich komme nicht. Bitte habe Verständnis dafür, dass ich

keine Solidarität

mit der Regierung der Ukraine aufbringen kann.
Vorgestern Abend hatten wir Probe unserer Senioren-Rockband, in welcher über die Ukraine kontrovers diskutiert wurde. Ich habe meinen Freunden, die die herkömmliche Meinung vertreten, hinterher nochmals per e-mail meine Argumentation geschickt, die dir zur Begründung meiner „Verweigerung“ nachstehend ebenfalls zukommen lasse:

„….
haben mir auf die Stimmung geschlagen – und dann kommen noch der Scheisskrieg und die sich abzeichnenden wirtschaftlichen Auswirkungen zur negativen Grundstimmung hinzu.
Das kann ich nicht so einfach wegstecken – insbesondere, da ich mich als Pazifist wie ein „einsamer Rufer in der Wüste“ fühle! Peter hat vielleicht recht: Von 100 haben offenbar 99 eine andere Meinung!? 99 Unterstützer der Aufrüstung?
Habt ihr den Film aus dem Jahr 1957 „Die zwölf Geschworenen“ gesehen? Ist in den letzten Tagen wieder mal im Fernsehen gekommen. Er müsste also in der Mediathek zu finden sein. Dort kann der Geschworene Nr. 8 (Henry Fonda) durch geschickte und überzeugende Argumentation die anderen nach und nach dazu bringen, ihre Sicht auf den Fall zu ändern, und erreicht am Ende sein (gerechtes) Ziel.
Und so fühle ich mich. Ausgerechnet die Grünen und auch die SPD sind die 100 Milliarden – Aufrüster und Kriegstreiber! Nachdem die „Mutlangen-Generation“ wie z.B. Hoimar v. Ditfurth, Heinrich Böll usw. längst verstorben ist – gibt es keine Gleichgesinnten mehr?
Doch, noch ein paar „Versprengte“, , die man allerdings suchen muss.
Z.B. Richard David Precht der u.a. die Waffenlieferungen (neuerdings weitere 56 Panzer, die per se reine Angriffswaffen sind!) an die Ukraine kritisiert.

Zitat aus Internet:
„Einen europäischen Staat in einem Krieg direkt mit Waffen zu beliefern ist und bleibt ein Tabubruch“, schrieb er in einem Gastbeitrag für das Hamburger Wochenmagazin „Stern“. Deutschland habe eine „rote Linie“ überschritten und mit seinem Grundsatz von 1971 gebrochen, keine Waffen in Kriegsgebiete zu liefern. Gleiches gelte für die EU, die 2008 einen ähnlichen Standpunkt festgehalten hatte.
Precht argumentiert, dass jene Entscheidung nicht mit dem Mitgefühl für das ukrainische Volk zu rechtfertigen sei. Im Gegenteil: Das Mitgefühl mit den Kriegsopfern auf der einen und den Waffenlieferungen auf der anderen Seite, „die diesen schrecklichen Krieg noch weiter verlängern und weitere Todesopfer und Verletzte hervorrufen“, würden „einen knochenharten Widerspruch“ bilden. Die militärische Unterstützung des Landes bewirke nur „eine Verlängerung, möglicherweise eine weitere Eskalation des Krieges“.
Die tiefe Empörung über das „himmelschreiende Unrecht der russischen Invasion“ bewertet Precht als verständlich; sie könne nicht groß genug ausfallen – aber: „Sie befreit nicht davon, realpolitisch alles dafür zu tun, um das Allerschlimmste zu verhüten.“ Sollte der Westen an seiner jetzigen Politik festhalten, würde dies die Eskalation immer weiter vorantreiben und – wie in Afghanistan – „mit unsagbarem Leid für die Zivilbevölkerung“ einhergehen.
Hoffnung auf Kriegsende nur mit „neutraler Ukraine“
Ein Szenario, bei dem Russland durch die massive wirtschaftlichen Schwächung „moralisch dverbunden. Die Geschichte lehre einen Fakt, so der Philosoph: „Eine europäische Friedensordnung, in der Russland keine Rolle spielt oder die gegen Russland gerichtet ist, ist eine Zeitbombe, ein zerfallendes Russland ein Pulverfass“.

– Ende des Zitats —

Recht hat er!
Grundsätzlich bin auch ich der Meinung, dass man die Ukraine in ihrem weiteren Widerstand (z.B. Rückeroberung von sowieso schon völlig demolierten Städten) nicht weiter unterstützen darf.

Zum Freiheitskampf-Argument:
Uno-Sonderkommission für die Abrüstung in den 1970er Jahren:
„Wenn der verursachte Schaden in keinem Verhältnis mehr steht zu den Werten, die man zu wahren sucht, ist es besser, Unrecht zu erleiden, anstatt sich zu verteidigen.“

Wie groß war das Unrecht, das die Bewohner z.B. der Krim oder des Donbas seit der widerrechtlichen Besetzung durch Russland nach 2014 erleiden mussten? Und im Vergleich dazu jetzt die schwer zerstörten Städte und weit über 5.000 Tote?
Wäre es nicht besser gewesen, die russische Kriegsmaschinerie einfach ohne Widerstand durchfahren zu lassen und es in Kauf zu nehmen, zunächst den Verlust gewisser demokratischer Rechte hinzunehmen, die man dann auf friedliche Weise (ziviler Widerstand o.ä. siehe Ghandi) sich wieder „erkämpfen“ kann, als die Verwüstung durch einen unter Erfolgszwang stehenden verblendeten Aggressor hinzunehmen. Und dann noch, weil man es allein ja nicht schaffen kann, die Hilfe von außen mit der Gefahr eines 3. Weltkriegs zu fordern? (Flugverbotszonen) Meint ihr, dass der Putin, sollte die geballte Macht des Westens ihn ansonsten zur Niederlage bringen, die Atombombe nicht zündet?
Die Waffenlieferungen von Deutschland und anderen Ländern verlängern den Krieg nur noch mit Verlust von zahlreichen weiteren Menschenleben und Zerstörungen. In einem Krieg gibt es keine Sieger, höchstens wirtschaftliche Kriegsgewinnler, in diesem Krieg profitieren vor allem die USA, die ja auch seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion alles dafür getan haben, ein friedliches Zusammenleben von Europa und Russland zu verhindern (so wurde z.B. vor Jahren schon von den Amis die von Putin vorgeschlagene Zollunion „von Lissabon bis Wladiwostok“ verhindert usw… ).
Welche Auswirkungen der weitere Krieg auch auf die gesamten Wirtschaftsysteme in ganz Europa und Russland hat, zeigt sich bereits jetzt: Russland wird sicher insolvent sein. Europa aber wohl auch:

Heute aus dem Internet:
Auch die Bau- und Energie-Expertin Lamia Messari-Becker, die die Bundesregierung berät, warnte für den Fall eines Stopps russischer Gaslieferungen vor verheerenden Folgen. „Wenn Grundstoff-Industrien zum Erliegen kämen, würde ein Dominoeffekt entstehen, der nicht mehr aufzuhalten und nur schwer reparabel wäre“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.
Siemens-Energy-Chef Christian Bruch sagte dem „Handelsblatt“, bei einem kurzfristigen Boykott seien die negativen Auswirkungen für Deutschland größer als der Effekt auf Russland. Für manche Branchen sei die Gasversorgung existenziell. „Nehmen Sie nur die Glasindustrie. Wenn die Anlagen einmal kalt fallen, sind sie hinüber.“
BASF-Chef fürchtet schwerste Wirtschaftskrise seit Zweitem Weltkrieg
6:06 Uhr: BASF-Chef Martin Brudermüller hat für den Fall eines Importstopps oder längerfristigen Ausfalls von Gas- und Öllieferungen aus Russland vor beispiellosen wirtschaftlichen Schäden für Deutschland gewarnt. „Das könnte die deutsche Volkswirtschaft in ihre schwerste Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs bringen“, sagte Brudermüller der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Vor allem für viele kleine und mittelständische Unternehmen wäre dies aus seiner Sicht existenzbedrohend.
Forderungen nach einem europäischen Energie-Importboykott gegen Russland wies der BASF-Chef zurück: „Wollen wir sehenden Auges unsere gesamte Volkswirtschaft zerstören? Das, was wir über Jahrzehnte hinweg aufgebaut haben? Ich glaube, ein solches Experiment wäre unverantwortlich“, sagte Brudermüller. Die Risiken eines Boykotts würden von vielen Bürgern in Deutschland unterschätzt.
Ein vollständiger Verzicht auf russische Erdgaseinfuhren sei in Deutschland erst mittelfristig möglich. „Wenn wir uns beeilen, dann können wir das in vier bis fünf Jahren hinbekommen“, sagte der BASF-Chef. Andere Energieimporte, etwa von Flüssiggas aus den USA, könnten „nicht auf Knopfdruck“ erhöht werden.

Bei uns gibt´s bald kein Gas, teures Benzin, sogar ALDI hat ab Montag Preiserhöhungen angekündigt.
Ich halte es für ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, dass ein Präsident seinen jungen Männern ab 18 nicht erlaubt, zusammen mit ihren Familien das Land zu verlassen, dass er sie dazu zwingt (ohne richtige Ausbildung!) mit Waffen gegen eine Profi-Soldateska zu kämpfen. Ist diesen Männern und ihren Familien die Freiheit der Ukraine tatsächlich wichtiger als ihr Leben und die vorgebliche Unversehrheit ihres Landes, so müsste man sie ja nicht so zum Kampf zwingen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass all die Männer in der Ukraine zum Helden, vielleicht bald zum toten Helden für ihr „Vaterland“ werden wollen.
Es gibt für die Ukraine auch noch ein Leben nach Putin, aber nur, wenn es dann dort noch Menschen und Städte gibt. Ein Menschenleben sollte doch das höchste Gut sein und ein Präsident muss erkennen, wenn die gegnerische Übermacht eben zu groß ist und nicht noch versuchen, einen ganzen Kontinent in das Geschehen hineinzuziehen und damit einen Flächenbrand zu provozieren! Wenn man sich so verhält wie Selenskyj, begibt man sich auf das gleiche Niveau wie Putin. Das echte Leben ist kein Wildwestfilm (bis zur letzten Patrone!), vielleicht hätte er doch lieber Schauspieler bleiben sollen?
Und noch was : mit unseren Waffen werden russische Menschen getötet, die sicher nicht alle Putinfans sind. Es ist erst 80 Jahre her, dass durch deutsche Waffen und Soldaten 24 Millionen Russen starben, davon etwa 14 Millionen Zivilisten.
Aus diesem gutem Grund würden wir solche Waffenlieferungen niemals an einen Staat machen, der gegen Israel kämpft.
Mir tun die Menschen in der Ukraine leid, aber sie könnten sich verweigern, mit ihrem Widerstand gegen die Kriegsführung ihres Präsidenten wäre der Krieg längst zu Ende. Auch wenn sie für einige Jahre unter der Herrschaft von Putin leben müssten, wäre das zu ihrem bisherigen Leben kein so großer Unterschied.
Zwischen Russland und der Ukraine sind bislang jedenfalls nach internationalen Erhebungen leider keine wesentlichen Unterschiede in der Einstellung der Menschen zu Korruption, Ablehnung von Homosexualität usw. festzustellen.
Unter der russischen „Knute“ wäre es auf jeden Fall besser als das, was die Überlebenden nun erwartet.
Zum Argument, dass die Ukraine mit ihrem Kampf auch unsere westlichen Werte verteidigen (!) würde, frage ich mich, wem das dann noch nützen soll, wenn unsere ganze Wirtschaft zusammen bricht und auch weltweit die Hungersnot massiv zunimmt.
Aus diesem Grund empfinde ich keine Solidarität (mehr) mit der ukrainischen Regierung und bin ein strikter Gegner der Aufrüstung, auch wenn ich Putins Angriff verachte!
Es wäre noch viel zu ergänzen!
Aber, jetzt habe ich ´s mir mal von der Seele geschrieben!
…“

Gruß auch an  M.. Ich denke, dass bei deiner mir bekannten Grundeinstellung meine Argumente eher Berücksichtigung finden, als es bei den langjährigen SPD-Mitgliedern in meiner Band zu erwarten ist.
Herzlichst
Dieter Sommer

Aufruf zum Ostermarsch 2022 in Stuttgart:  

Samstag, 16. April 2022, 12 Uhr, Stuttgart Arnulf-Klett-Platz vor dem Bahnhof

Schluss mit Krieg!
Statt 100 Milliarden für die Bundeswehr:
Abrüsten! Atomwaffen abschaffen! Klima retten!

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Ich / wir unterstützen den Aufruf zum Ostermarsch in Stuttgart 2022
Name:

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Bei Organisationen, Inis etc. Name der Kontaktperson:

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Email:

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Unterstützungsbeitrag:                               €                          Unterschrift

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Die Rückmeldung für die Unterzeichnung bitte an: buero@friedensnetz.de oder ans Friedensbüro, Spreuergasse 45,
70372 Stuttgart. Wie in früheren Jahren gilt die Faustregel: Einzelpersonen 10 €, örtliche Gruppen 25 €,
überregionale Organisationen 125 €)
Die Bankverbindung für Einzelpersonen, die ihren Beitrag bei der Steuer geltend machen können, lautet: BW
Förderverein Frieden e.V., Iban: DE95 6009 0100 0563 1310 04  Bic:    VOBADESSXXX für Organisationen und
alle anderen: Paul Russmann Skto. Friedensnetz, DE52 6001 0070 0006 5207 06  Bic PBNKDEFFXXX

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Fahrradaktion – Air Base Ramstein – 30.04.22

 

Wir melden uns zurück in Ramstein! Rauf aufs Rad, runter mit der Rüstung!

Letztes Jahr zur gleichen Zeit fand erstmals die Fahrradaktion um die Air Base Ramstein statt. Nachdem die Aktion letzten Frühling ein voller Erfolg war, wird auch dieses Jahr am selben Datum, den 30.04. im Rahmen der „Global Days of Action on Military Spending“ (GDAMS) um die Airbase geradelt, um ein deutliches Zeichen für Frieden zu setzen. Deshalb seid dabei, wenn wir gemeinsam die Air Base Ramstein umrunden und unseren friedlichen Protest auf die Straße bringen!

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Wir sagen NEIN zu Krieg und Aufrüstung

Ostermontag ist im Südwesten Ostermarsch Zeit. Seit 25 Jahren gehen wir in Müllheim auf die Strasse, um unseren Forderungen nach Frieden und sozialen Fortschritt Nachdruck zu verleihen.
Wir fordern:

Beendet die Kriege, den Hass, die Gewalt!
Frieden Jetzt!

In der Ukraine – und überall auf der Erde!

Deshalb demonstrieren wir am Ostermontag in Müllheim, weil wir nicht wollen, dass immer mehr Geld für Militär und Kriege ausgegeben wird:
Sagt Nein zu Krieg! Sagt Nein zur Aufrüstung!

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OSTERMARSCH 2022 IN MÜLLHEIM
OSTERMONTAG, 18.April – 14 UHR ROBERT SCHUMAN KASERNE

BEENDET DIE KRIEGE, DEN HASS, DIE GEWALT!
FRIEDEN JETZT!
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Mahnwache in Bruchsal wird in der kommenden Woche mit neuen Anfangszeiten fortgesetzt

Neue Anfangszeiten

täglich von 18.30-19.00 h

Presseerklärung Friedensinitiative

Mahnwachen weiterhin täglich

Die Friedensinitiative Bruchsal wird ihre täglichen Mahnwachen um eine weitere Woche verlängern. „Viele Menschen bleiben auch spontan stehen, um ihre Solidarität mit der Ukraine zu bekunden. Die Rückmeldungen von Passanten sind durchweg positiv.“ meint einer der Organisatoren. Aus diesem Grund wird die Friedensinitiative über den 20.3.22 hinaus die Mahnwachen durchführen. Jeden Tag von 17.30-18h treffen sich Menschen für den Frieden in der Ukraine am Marktplatz in Bruchsal. Die Aktion ist zunächst bis zum Sonntag, den 27.3.22, befristet.

Presseerklärung der Friedensinitiative

Nach 25 Tagen tobt immer noch der Krieg in der Ukraine und es ist kein Ende in Sicht. Aus diesem Grund wird die Friedensinitiative Bruchsal ihre am 25.3.22 begonnenen, täglichen Mahnwachen fortsetzen. Die Sprecher der Friedensinitiative begründen dies wie folgt: „Viele Menschen haben uns gefragt, ob wir nächste Woche auch da sein werden. Dies hat uns gezeigt, dass unsere Mahnwachen sehr als eine Plattform geschätzt werden, wo offen die Solidarität mit der Ukraine gezeigt werden kann.“

Die Mahnwachen finden täglich von 17:30-18h auf dem Marktplatz in Bruchsal statt.