Keinem vernünftigen Menschen würde es einfallen,
Tintenflecken mit Tinte
oder Ölflecken mit Öl wegwischen zu wollen.
Aber Blut soll mit Blut abgewaschen werden.
Bertha von Suttner
Die Ostermaschierer der Friedensinitiative Bruchsal
Keinem vernünftigen Menschen würde es einfallen,
Tintenflecken mit Tinte
oder Ölflecken mit Öl wegwischen zu wollen.
Aber Blut soll mit Blut abgewaschen werden.
Bertha von Suttner
Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,
die Veranstalter des heutigen Bochumer Ostermarsches haben mich
gebeten, über das Thema „Medien im Krieg“ zu sprechen.
Im Jahr 2013 schrieb Uwe Krüger seine Promotionsarbeit:
„Medienmacht“ – Eine Dissertation über die Verflechtungen von
Leitmedien, Politik und Wirtschaft.
Dabei hat er u.a. die vier Journalisten Stefan Kornelius (Süddeutsche
Zeitung), Klaus-Dieter Frankenberger (Frankfurter Allgemeine Zeitung),
Michael Stürmer (Die Welt) und Josef Joffe (Die Zeit) und deren
Verflechtungen in transatlantische Netzwerke sowie in die Wirtschaft
untersucht.
Auf Seite 23 schreibt Uwe Krüger:
„Der Rechercheur Hans Leyendecker von der Süddeutschen Zeitung
konstatiert, es gebe ‚immer öfter komplizenhafte Verstrickungen
zwischen Wirtschaftsführern, Politikern, Werbeindustrie und Journalisten‘
(…) Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister kommt zu der
Schlussfolgerung, dass sich eine ‚geschlossene Gesellschaft‘
herausgebildet habe.“
Die Verstrickungen zwischen Politik und Leitmedien macht Uwe Krüger
an folgendem Beispiel deutlich:
„Der Wohnzimmerkreis ist der wohl intimste aller Berliner
Hintergrundkreise. Seine Mitgliederzahl ist auf zehn Journalisten
begrenzt; im Rotationsverfahren lädt jeweils eines der Mitglieder einen
Spitzenpolitiker und die anderen Journalisten zu sich nach Hause ein
und bekocht die Runde. (…)
Der Turnus ist monatlich, und die Politiker kommen offenbar gern: ‚ob
Merkel, Steinmeier, Müntefering, Steinbrück, Schäuble und so weiter und
so fort: Sie alle wurden meist mehrmals in den Wohnstuben der
Journalisten bewirtet und lernten ihre Familien kennen.‘ (…)
Den Kreis gegründet hat 1997 Günter Bannas (Ressortleiter Berlin der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Anm.: C.R.) selbst zusammen mit
einem ZDF-Korrespondenten, weil ihm ‚die Journalistenkreise, in denen
er verkehrte, zu groß und unübersichtlich wurden‘ (…) (S. 313).
Die Verstrickungen zwischen Leitmedien, Wirtschaft und Politik
verdeutlicht der Autor an folgenden Beispielen:
„Als hoch problematisch erscheinen erstens die direkten Verbindungen
zur Wirtschaft, genauer die Beratertätigkeit von Chefredakteuren und
Herausgebern für gewinnorientierte Konzerne:
Josef Joffe (Die Zeit) als Beirat der HypoVereinsbank sowie Stefan Aust
(Der Spiegel) und Helmut Markwort (Focus) als Beiräte der Deutschen
Telekom AG.
Zweitens muss die Einbindung von Journalisten in eine Organisation der
Bundesregierung kritisch gesehen werden, namentlich Klaus-Dieter
Frankenberger (FAZ), Stefan Kornelius (SZ) und Peter Frey (ZDF) als
Beiräte der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, eines Think Tanks im
Geschäftsbereich des Bundesverteidigungsministeriums.
Der Beirat berät laut Akademie-Satzung das Kuratorium, das wiederum
aus der Bundeskanzlerin sowie den Bundesministern der Verteidigung,
des Inneren, des Auswärtigen, der Finanzen, der Justiz, für Wirtschaft
und für Entwicklungshilfe besteht.
Die drei Journalisten verpflichteten sich somit, jene Bundesregierung zu
beraten, die sie doch eigentlich als Anwälte der Öffentlichkeit kritisieren
und kontrollieren sollen.“ (S. 148).
Der Autor kommt zu folgendem Zwischenfazit:
„Zusammengefasst kann festgestellt werden, dass sich die deutsche
Politik in einem ‚Korsett von Innen- und Bündnispolitik‘ (…) bzw. einer
unbequemen Sandwich-Position befindet: Von ‚oben‘ macht die Nato mit
der Führungsmacht USA Druck, dass Deutschland bei Kampfeinsätzen
seinen Beitrag leisten solle, auch dann, wenn keine akuten deutschen
Sicherheitsinteressen vorliegen; von ‚unten‘ behindert ein Wahlvolk, das
die Bundeswehr am liebsten als Landesverteidiger und
Katastrophenhelfer sieht.
Hinzu kommt, dass das Grundgesetz (entsprechend dem Zeitgeist der
unmittelbaren Nachkriegszeit) die deutsche Politik auf den Frieden
verpflichtet und ein klassisches, enges Verständnis der Begriffe
‚Sicherheit‘ und ‚Verteidigung‘ aufweist.“ (S. 154f.)
Uwe Krüger schreibt als Fazit:
„Wenn Kritik an der Bundesregierung oder der deutschen Politik geübt
wird, dann aus der Perspektive von USA und Nato, nicht aus einer
militärskeptischen Perspektive.“
Wie unangenehm seine Doktorarbeit für Josef Joffe von „Der Zeit“ war,
zeigte sich an der Sendung „Die Anstalt“ im April 2014, die darauf Bezug
nahm mit einem Schaubild – und die Verstrickungen Joffes offenlegte.
Josef Joffe und auch sein Kollege Jochen Bittner verklagten das ZDF –
und verloren den Rechtsstreit (taz, 10.1.2017).
Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,
ich möchte ein zweites wichtiges Buch im Zusammenhang des Themas
„Medien im Krieg“ vorstellen:
„Die vierte Gewalt“ von Richard David Precht und Harald Welzer
„Die Leitmedien berichten nicht mehr über Politik, sie machen sie. Die
Leitmedien bauschen auf, was in Social Media diskutiert wird und
blenden aus, was ‚Mehrheitsmeinung‘ ist. Und:
Die Macher der Leitmedien orientieren sich nicht an der Realität,
sondern nur an der Meinung ihrer Kolleginnen und Kollegen in anderen
Leitmedien.
Das sind die Zentralthesen von Richard David Precht und Harald Welzer.
‚Man orientiert sich an der wahrscheinlichsten, plausibelsten Auffassung,
die alle teilen können. Und wenn das erst einmal losgegangen ist, dann
einigt man sich darauf. Und dann passiert es sehr schnell, dass
diejenigen, die die Meinung nicht teilen, als Abweichler interpretiert
werden und man das abwehren muss‘, so Harald Welzer.
‚Es wird unglaublich viel Moral darauf verwendet zu zeigen, dass man
gerade die richtige, gute Position hat, und alle anderen falsch liegen oder
sogar problematische Charaktere haben‘, sagt Richard David Precht.
‚Und das ist ein Mechanismus, den wir für bedenklich halten. Denn die
moralische Rigorosität, die mit der Mehrheitsmeinung im Journalismus
einhergeht, die tut sicher dem sozialen Kitt in unserem Land nicht gut.‘“
(1)
Die beiden Autoren sprechen von „Cursor-Journalismus“. In Zeiten, in
denen Printmedien Stellen abbauen, überlegen es sich Journalistinnen zweimal, ob sie von der Mehrheitsmeinung einiger weniger Leitmedien abweichen wollen – mit dem Risiko beruflicher Nachteile. Die Verlagerung vom Print- zum Online-Journalismus hat für Precht und Welzer in Bezug auf Kriegsberichterstattungen einige Nachteile bezüglich der Qualität der Berichte. Schnelligkeit geht vor Gründlichkeit – weil in der Regel jedes Medium das erste sein möchte mit einer Meldung bei der Kriegsberichterstattung. Wer nicht schrill formuliert, wird weniger beachtet. Am Ende des Tages fragen die Chefs der Online-Dienste nach Klickzahlen von veröffentlichten Artikeln – um höhere Preise bei der Werbung auf diesen Seiten fordern zu können. Gleichzeitig mit diesen Entwicklungen wurden Stellen von Auslandskorrespondentinnen und Kriegsberichterstatter*innen
abgebaut, u.a. wegen zu hoher Kosten.
Kriegsbilder sind heute sehr billig und einfach von Menschen zu
erhalten, die lediglich ein Handy haben. Allerdings ist auch die Gefahr
der Manipulation gestiegen – weil sich die Herkunft der Bilder nur schwer
überprüfen lässt.
Auch renommierte Medien sind bereits auf Fälschungen hereingefallen
und haben Bilder gezeigt, die Jahre zuvor in einem anderen
Kriegskontext entstanden waren.
Die beiden Autoren Precht und Welzer haben von den kritisierten
Leitmedien nach der Veröffentlichung ihres Buches – wenig
verwunderlich – sehr viel Kritik bekommen, manchmal aber auch
verbunden mit der Aussage, dass sie ein wichtiges Buch geschrieben
hätten.
Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,
ich komme zu meiner drittten Quelle zum Thema „Medien im Krieg“:
Lord Arthur Ponsonby
Arthur Ponsonby, Staatssekretär in verschiedenen britischen Ministerien,
hat 1928 Grundsätze der Kriegspropaganda aus seinen Erfahrungen des
Hunderte Lichter für Frieden und Demokratie.
Mahnwache am 1. März 2024, 18.00 h, Marktplatz Bruchsal. Aufgerufen hat ein breites Bündnis aus Parteien und Verbänden
Dazu schreiben die Landfunker:
Am 1. März, 18 Uhr | Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges haben in Bruchsal durch die Bombardierung am 1. März 1945 über 1.000 Menschen Leben verloren. 80% der Stadt wurden zerstört.
Anlässlich dieses historischen Tages sowie der aktuellen Kriege und extremistischen Gefahren, ruft ein breites Bündnis aus Wohlfahrtsverbänden, Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Friedensinitiativen um 18 Uhr zu einer Mahnwache „Hunderte Lichter für Frieden und Demokratie. Gegen Extremismus.“ auf dem Bruchsaler Marktplatz auf.
„Gerade dieser Tag sollte uns vor Augen führen wie wichtig es ist für Frieden und Demokratie einzustehen. Extremismus ist eine Gefahr für beides. Für den Frieden und für die Demokratie“, so Christian Holzer.
Auch soll gedacht werden an die Opfer des Ukraine-Kriegs, der seit zwei Jahren Tote fordert sowie an die Opfer des Konflikts zwischen Israel und dem Gaza-Streifen.
Neben einzelnen Redebeiträgen soll auch die Europa-Hymne zum Abschluss der Kundgebung gespielt werden.
Quelle: Landfunker Kraichgau
von Hans Jürgen Rettig
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Freunde der
Friedensinitiative Bruchsal.
Sie sind hierher gekommen, um ein Zeichen für Demokratie und
gegen Rechtspopulismus zu setzen. Vielleicht auch mit ganz
unterschiedlicher Motivation. Aus diesem Grund möchte ich
versuchen, die Interessen auf einen Punkt zusammenzuführen und
die Temen nur kurz anreißen.
Der 27. Januar ist bundesweit zum Gedenktag für die Opfer der
NS-Diktatur festgelegt. An diesem Tag wurde das
Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Ich
könnte Ihnen da noch einiges erzählen über diesen Ablauf. Mach
ich aber nicht. Besser ist es, wenn Sie das alles selber im Internet
nachlesen und sich einen eigenen Überblick verschaffen.
Aber eines möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. „ Den Schwur
von Buchenwald“.
Nach der Befreiung maschierten die Überlebenden nach Nationen
gegliedert und in Blöcken formiert unter den Klängen des
Lagerorchesters auf den Appellplatz. Die zuvor ausgearbeitete
Gedenkansprache auf Russisch, Polnisch Deutsch, Französisch,
Tschechisch und Englisch wurde verlesen. Sie mündete in ein
gemeinsames Gelöbnis:
Bitte mir nachsprechen:
Wir schwören: „Wir werden den Kampf erst aufgeben, wenn der
letzte Schuldige vom Gericht aller Nationen verurteilt ist. Die
endgültige Zerschmetterung des Nazismus ist unsere Losung,
Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist
unser Ideal.“
Dieses Gelöbnis ist heute als „Schwur von Buchenwald“ bekannt.
Jetzt könnte ich Ihnen noch erzählen, wie ich das Kriegsende
erlebt habe. Aber das interessiert vielleicht nicht alle Anwesende.
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Denn Sie sind aus sehr unterschiedlichen Gründen zu dieser
Veranstaltung gekommen. Doch eines sollte uns vereinen, der
Wunsch zur Erhaltung der Demokratie, sei sie noch so schlecht,
wir haben nichts besseres. Darauf sollten wir uns beschränken und
daran arbeiten. Die Rechtspopulisten wollen sie abschaffen. Es ist
für mich unverständlich, wie so viele Menschen auf die AFD
hereingefallen sind. Jetzt sind Hunderttausende auf die Straße
gegangen, um ein Zeichen zu setzen, ausgelöst durch ein
sogenanntes Geheimtreffen der Rechts-Populisten, die sich eine
Massenhafte Abschiebung von Migranten und Asylsuchenden
vorstellen können.
Jetzt, nachdem Millionen Menschen in Deutschland gegen diese
menschenverachtenden Vorhaben auf die Straße gegengern sind,
distanzieren sich die Verantwortlichen davon. So ist es auch mit
den übrigen Äußerungen in der Öffentlichkeit nach dem Motto, so
war das alles nicht gemeint und gedacht oder wurde falsch zitiert,
sie stehen nicht zu ihren Aussagen, drehen es hin und her bis es
passt und der unbedarfte Bürger fällt darauf rein.
Ich könnten Ihnen auch noch erzählen warum ich Pazifist bin und
jeden Dienstag in der Fußgängerzone stehe gegen den Krieg in der
Ukraine, mach aber nicht. Da gibt es sicherlich unterschiedliche
Auffassung darüber warum Deutschland den Haushalt der Ukraine
finanziert und warum so viele Waffen dort hin von uns geliefert
werden. Schon einmal hat es geheißen, die westliche Freiheit wird
am Hundukusch verteidigt. Jetzt heißt es in der Ukraine.
Der Kampf um Frieden ist die Schlüsselfrage im demokratischen
Kampf.
Eine konsequente Friedenspolitik, die zugleich den Weg zu einer
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solidarischen, gerechten und friedlichen Gesellschaft ebnet, kann
die extreme Rechte einengen und ihr langfristig den Nährboden
entziehen.
Demokratie muss jeden Tag neu erkämpft werden.
Wenn es für die Menschheit einen Weg in die
Zukunft gibt, dann weil sie friedlich wird – die Menschheit und
die Zukunft.
Auschwitz steht symbolisch für den Massenmord an europäischen
Juden und für das Leid von Millionen anderen Menschen,
die vom Nazi-Regime verfolgt und umgebracht wurden. Insgesamt
ermordeten die Nationalsozialisten dort und im angrenzenden
Birkenau zwischen 1940 und 1945 etwa 1,1 Millionen Menschen.
Der 27. Januar ist seit 1996 in Deutschland und seit 2005 weltweit
ein Tag des Gedenkens an die Opfer des
Nationalsozialismus.Sorgen wir dafür, dass die Opfer nicht
umsonst waren, zeigen wir den Rechtspopulisten die Rote Karte.