Mohandas Karamchand Gandhi
genannt „Mahatma“
Indischer Menschenrechts- und Unabhängigkeitskämpfer
entwickelte das Konzept des gewaltfreien Widerstands
* 2.10.1869 in Parbandar
+ 30.1.1948 in Neu-Delhi (ermordet)
Mohandas Karamchand Gandhi – später Mahatma (Sanskrit: »dessen Seele groß ist«) genannt – wird in Porbandar (Nordwestindien) als jüngster Sohn von Karamchand Gandhi und dessen vierter Frau Putlibai geboren. Seine Familie gehört, dem altindischen Kastensystem entsprechend, der Bania- oder Kaufmannskaste an. Urgroßvater und Vater hatten sich aber zum Diwan (vergleichbar einem Premierminister) bei verschiedenen Rajas hochgearbeitet.
1879 – 1887
Seit 1879 Besuch der Taluka Schule. 1881 dann Wechsel auf die Kathiawad Oberschule in Rajkot.
1883
Heiratet auf Wunsch der Eltern im Alter von 13 Jahren die gleichaltrige Kasturbai Nakanji.
1887
Besteht das Immatrikulationsexamen, das ihn zum Studium an einem College oder einer Universität berechtigt. Studiert zunäächst für fünf Monate am Samaldas College in Bhavnagar, gibt dies dann aber wieder auf. Daraufhin entscheidet seine Familie, dass er in England Jura studieren und als Rechtsanwalt heimkehren soll, um dann in die Fußstapfen des Vaters als Diwan treten zu können. Gandhi selbst wollte lieber Medizin studieren, beugt sich aber dem Willen seiner Familie. Vor seiner Abreise wird Gandhi aus seiner Kaste ausgestoßen, da es in England nicht möglich sei, die Reinheitsvorschriften und Lebensgewohnheiten beizubehalten. Vor seiner Familie legt er den Eid ab in London weder Wein noch Frauen anzurühren und strengen Vegetarismus zu üben.
1888
Geht im September 1888 nach London. Abschlussexamen am »Inner Temple Inn of Court« zwei Jahren und acht Monaten.
1891
Wird im Juni 1891 als »Barrister« zur Advokatur beim Obersten Gerichtshof in London zugelassen und kehrt nach Indien zu seiner Familie zurück. Eröffnet ein Anwaltsbüro mit Unterstützung seines Bruders.
1893
Erhält den Auftrag, einen wohlhabenden indischen Kaufmann in Pretoria (Südafrika) vor Gericht zu vertreten. Diese Reise nach Südafrika sollte sein Leben verändern. Gandhi wird dort mit der Rassendiskriminierung der Inder konfrontiert. Die eigenen Erfahrung in Bezug auf Rassendiskriminierung veranlassen ihn, eine Versammlung aller ansässigen Inder einzuberufen. In Pretoria spricht es sich schnell herum, sodass er Sprecher der indischen Gesellschaft wird. In dem Rechtsstreit, wegen dem er ursprünglich nach Südafrika gereist war, gelingt ihm der Abschluss mit einem Vergleich.
22. Mai 1894
Erreicht, dass sich die Indervereinigung in Natal umbenennt in »Natal Indian-Congress«, in Anlehnung an die politische Bewegung im Mutterland »Indian National Congress« und wird zum ehrenamtlichen Generalsekretär ernannt.
1896
Kehrt für sechs Monate nach Indien zurück um Frau und Kinder zu holen. In dieser Zeit schreibt er eine Broschüre über die Lage der Inder in Südafrika und lässt 10.000 Exemplare davon drucken. Diese versendet er an indische Zeitungsredaktionen. Durch Nachrichtenagenturen gelangen Auszüge bis nach London und auch nach Südafrika. Insbesondere in Südafrika löst die Broschüre bei der Regierung und der weißen Bevölkerung großen Aufruhr aus. Als Gandhi nach Südafrika zurückkehrt, wird er bei seiner Ankunft fast gelyncht.
1899
Hilft im Burenkrieg (einem Kampf in Südafrika zwischen Buren und Engländern) ein indisches Ambulanzkorps aufzubauen und leitet tausend Sanitätshelfer. Nach Beendigung des Krieges 1901 kehrt Gandhi nach Indien zurück.
1902
Reist erneut nach Südafrika, damit er sich der Führung der dort lebenden Inder annehmen kann, und eröffnet in Johannesburg eine Rechtsanwaltskanzlei. Sein Ansehen bei der südafrikanischen Gemeinde verschafft ihm viele Klienten und er wird – obwohl er nur von den Klienten Geld nimmt, die sich seine Bezahlung leisten können – recht wohlhabend.
Oktober 1904
Übernimmt die Redaktion der Wochenzeitschrift »Indian Opinion« (einem wichtigen Informationsmittel innerhalb der Gemeinschaft), die vor dem Bankrott steht und gründet die erste den späteren Ashrams ähnliche Einrichtung, die sog. Phoenix-Farm. Sie ist wirtschaftlich mit der »Indian Opinion« verknüpft und sorgt fortan für den Bestand der Zeitschrift.
1906
Erneute Teilnahme am Burenkrieg während des Zulu-Aufstandes an der Spitze eines indischen Ambulanzkorps. Nach Ende des Kriegs legt Gandhi mit seiner Frau das Gelübde des »Brahmancharya« ab, d.h. Entsagung von allen sexuellen Betätigungen, löst seinen persönlichen Haushalt auf und zieht mit seiner Familie im Ashram ein.
1907
Leistet gegen die sog. »Registration Act« Widerstand, demzufolge sich alle Inder unter Zahlung einer Kopfsteuer registrieren lassen sollten. Darauf hin wird er 1908 zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.
1913
Tritt aus Protest gegen die Rassengesetze den ersten großen Marsch über die Grenze von Transvaal an, welche nur mit einem entsprechenden Pass überquert werden darf und wird mehrmals festgenommen, jedoch sogleich wieder freigelassen.
1914
Kehrt nach Ausbruch des ersten Weltkrieges nach Indien zurück und gründet den Sabarmati-Ashram in Kochrab. In dieser Zeit ruft er zum Boykott englischer Textilien und europäischer Lebensgewohnheiten, sowie zu Nichtbeteiligung an britisch-indischen Institutionen auf, um die britische Regierung zu Zugeständnissen im Unabhängigkeitskampf Indiens zu bewegen.
1. März 1922
Verhaftet und zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt und im Januar 1924 wegen einer lebensgefährlichen Krankheit vorzeitig aus der Haft entlassen.
1926
Zieht sich nach der Genesung zunächst aus dem politischen Leben zurück.
1930
Der Kampf um die Unabhängigkeit Indiens lässt ihm keine Ruhe. Am 12. März 1930 startet er mit 78 Männern aus seinem Ashram südwärts zum Meer auf (sog. »Salzmarsch« Gandhis). Tausende Inder schließen sich ihm an. An der Küste hebt Gandhi einen Salzklumpen auf, alle Teilnehmer des Marsches tun es ihm gleich. Dies ist ein Vergehen gegen das Salzmonopol-Gesetz der britisch-indischen Regierung. Es kommt schließlich zu Massenverhaftungen; Gandhi und viele seine Anhänger werden mehrmals festgenommen. Wegen ähnlichen Aktionen wird Gandhi zum Symbol des gewaltlosen Kampfes durch passiven Widerstand und zivilen Ungehorsams gegenüber unrechtmäßigen Gesetzen.
1932
Gegen das von der englischen Regierung geplante getrennte Wahlrecht der Unberührbaren – solchen, die keiner Kaste angehören – droht Gandhi mit Fasten bis zum Tode.
1934
Nimmt Abschied von seiner politischen Tätigkeit im Kongress und widmet sich fortan nur noch den sozialen Belangen des Landes. In Wardha (Zentralindien) baut er erneut einen Ashram auf.
1940
Ruft zum Boykott der Kriegsrüstungen auf und spricht sich gegen die Beteiligung der Inder im 2. Weltkrieg aus.
1942
Wieder verhaftet, nachdem er die sofortige Entlassung Indiens in die Unabhängigkeit verlangt und in seiner »Quit-India«-Aktion die Engländer aufgefordert hatte, Indien zu verlassen, und es dabei zu Aufständen kam. Während der Gefangenschaft sterben sein Sekretär Mahadev Desai und seine Frau Kasturbai. Auch Gandhi erkrankt schwer und wird schließlich im Mai 1944 aus der Haft entlassen.
1947
Das Ziel ist erreicht: Indien wird unabhängig.
13. Januar 1948
Unternimmt ein Fasten bis zum Tod gegen die anhaltenden Gewalttaten der rivalisierenden Hindus und Moslems. Schließlich kommt es unter diesem Druck zu Verbrüderungen. Daraufhin stellt er am sechsten Tag sein Fasten ein.
30. Januar 1948
Während eines Gebetstreffen in Neu-Delhi wird Gandhi von einem fanatischen Hindu aus nächster Nähe erschossen.