Deserteur-Denkmal in Karlsruhe, Gewerbehof 23 hat einen neuen Platz gefunden

 

 

 

 

 

 

 

Foto: H.J.Rettig

Im Gewerbehof in der Steinstr. 23 steht ein Denkmal zu Ehren von Deserteuren. Es besteht aus einer Betonplatte auf einem gemauertem Sockel, auf die ein Soldatenhelm platziert wurde. In der Platte kann man die Abdrücke von zwei Militärstiefeln und das Relief eines zerbrochenen Gewehres erkennen. Der Helm dient als Blumentopf.

Foto: H.J.Rettig

Eine Texttafel auf der Vorderseite des Sockels trägt die Inschrift

„hier lebte ein mann,

der sich geweigert hat,

auf seine mitmenschen zu schießen.

ehre seinem andenken.

kurt tucholski,  für die deserteure“.

Foto: H.J.Rettig – Eine der Ansprachen. Diese von  Oliver Rettig

Vorgeschichte

Anfang der 80er Jahre hatte die DFG-VK Gruppe Karlsruhe für eine demonstrative öffentliche Kriegsdienstverweigerungs-Aktion eine lebensgroße Gipsfigur hergestellt. Sie zeigte einen „unbekannten Deserteur“, der über seinem Knie ein Gewehr zerbrach. Diese für die Standfestigkeit der Figur nicht optimale Haltung zusammen mit dem nicht wirklich optimalen Baumaterial sorgte für permanenten Reparaturbedarf. Der „Unbekannte Deserteur“ wurde mehrmals bei verschiedenen Aktionen eingesetzt, verstreute dabei seinen Gips und landete irgendwann auf dem Sperrmüll. Der Gedanke, Deserteure und Kriegsdienstverweigerer stärker in den Focus der Aufmerksamkeit zu rücken, lebte jedoch weiter.

 

Uli Thiel: Der langjährige Friedensaktivist ist am 10. April 2014 im Alter von 70 Jahren nach langer Krankheit in seinem Haus in Karlsruhe friedlich eingeschlafen.

Ulli Thiel (1943-2014) war mehrere Jahrzehne lang in der Friedensbewegung aktiv. Er schuf das Motto „Frieden schaffen – ohne Waffen“ und war Ideengeber der Menschenkette von Stuttgart nach Neu-Ulm am 22. Oktober 1983, der größten Aktion der Friedensbewegung in Deutschland mit 400.000 Menschen.

 

Er lebte und engagierte sich sein gesamtes Leben gegen Militarismus und Gewalt. Für ihn galt, dass nur Gewaltfreiheit zu einer friedlichen Welt führen kann.

 

Zusammen mit seiner Frau Sonnhild war er 10 Jahre lang ehrenamtlicher Landesgeschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) in Baden-Württemberg. Darüber hinaus engagierte er sich in der Werkstatt für gewaltfreie Aktion Baden und im Versöhnungsbund und war Beirat der Arbeitsstelle Frieden innerhalb der badischen Landeskirche.

 

Ulli Thiel war Sonderschullehrer an der Erich-Kästner-Schule für hör- und sprachgeschädigte Kinder und Jugendliche in Karlsruhe und bis zu seinem Tod Mitglied der GEW Baden-Württemberg.

 

Weitere Informationen zu Ulli Thiel:

Wikipedia

Ein persönlicher Nachruf

Unterrichtseinheit zu Ulli Thiel

Film zu Ulli Thiel

Dokumentation des SWR zur Menschenkette Stuttgart-Ulm 1983

Quelle:  DFG/VK – Karlsruhe

Unsere Aktionen und Vorträge

Mahnwache für Frieden von 18-18.30h in der Fußgängerzone in Bruchsal.

Rainer Kaufmann zum Thema „NATO und Kaukasus“ Expertenwissen in seinem Vortrag teilen (24. und 25.5.23 jeweils 19h im Seminarraum 4 im Bürgerzentrum – identischer Vortrag).

Die Vorschau für Juni:

  • Terminhinweis für alle Tanzfreudigen und solche, denen das Thema Inklusion am Herzen liegt: Am 16.6.23 ab 18h findet wieder die Disco Pari-Pari in der Rockfabrik statt.
  • Am 17.6.23 veranstaltet die Bundeswehr in Bruchsal den „Tag der Bundeswehr“ – die DFG-VK hat verschiedene Gegenaktionen geplant. Die Hauptkundgebung findet um 14.15h am Marktplatz statt.
  • Wege zum Frieden – Sicherheit neu denken“ ist der Vortrag von Dr. Ziegler überschrieben, der am 22.6.23 um 19h im Martin-Luther-Haus in Bruchsal stattfindet.

„Kein TAG DER BUNDESWEHR“ am 17. JUNI 2023 Kundgebung um 14.15 h in Bruchsal auf dem Marktplatz

Wir sagen „NEIN“ –

Seit 2015 findet jedes Jahr, der sogenannte „Tag der Bundeswehr“ statt. Ist es nicht zynisch, einen Tag des Militärs zu feiern, während sich Militärs in der Ukraine gegenseitig abschlachten?

Die Bundes­wehr lechzt nach noch mehr Geld und noch mehr Rekrut*innen. Auch deswegen veranstal­tet die Armee in bundesweit zehn Kasernen eine Art Rummel, bei dem Kinder über Panzer klettern und lange auch Gewehre in die Hand nehmen durften. Doch Krieg ist kein Jahrmarkt und gerade die Jüngsten müssen vor der Militarisierung geschützt werden!

Unser Fazit: Diese Veranstaltung dient zunehmend der Rekrutierung von Minderjährigem als Kanonenfutter.

Im „Ländle“ mit dabei ist die General-Dr.-Speidel-Kaserne in Bruch­sal. Gerade diese Kaserne hat keine rühmliche Geschichte. Der letzte bekannte Vorfall liegt ge­rade mal vier Jahre zurück. Wegen eines Alkoholexzesses, bei dem er Untergebene misshandelte, stand ein Oberfeldwebel vor Gericht.

Doch damit nicht genug. Die Bundeswehr bereitet sich seit Jahren für den Einsatz im Inneren vor (z.B. durch gemeinsame Übungen von Polizei und Mili­tär). Rund um die diesjährige Sicherheitskonfe­renz in München wurden mehrere Bundeswehrsoldat*innen im „Inland“ ein­gesetzt. Die Cyberabwehr liegt fest in der Hand der Bundeswehr. Und der zivile Katastrophen­schutz wurde so zusammengespart, dass er ohne die Bundes­wehr nicht mehr funktioniert.

Bei der Bundeswehr werden Neonazis an Waffen ausgebildet und ra­dikalisieren sich dort. Ein Beispiel aus dem letzten Jahr ist ein Oberleut­nant der Reserve, der an der Offiziersschule mit homophoben und rassistischen Äußerungen auffiel. Selbst die Bundeswehr rechnet ihn zur Reichsbürgerszene. Ein Einzelfall? Nein: Allein 2022 fielen der Bun­deswehr 515 Reservist*innen mit rechtsradikaler Gesinnung auf, die daraufhin aus dem Dienst entlassen wurden. Beim Tag der Bundeswehr wird das wohl kein Thema sein.

Ebenso wenig thematisiert werden wohl:

  • Politischen Entscheidungen und Erzählungen, warum „unsere Freiheit“ eigentlich in Mali oder im Südchinesischen Meer ver­teidigt wer­den müsse,

  • oder warum „wir“ „uns“ immer noch in einem Militärbündnis mit der Türkei befinden, die einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg nach dem anderen startet,

  • oder ob die 100-Milliarden-SonderSCHULDEN (beschönigend „Sondervermögen“ genannt) wirklich nötig für die Bundes­wehr sind oder besser investiert im sozialen Bereich und im Kampf gegen die Klimakrise,

  • oder wieso 2% des Bruttoinlandsprodukts für den Rüstungs­haushalt angestrebt wer­den,

  • oder ob 500 Milliarden (!) für das Zukunfts-Kampf-Luft-System (FCAS) nicht besser woanders eingesetzt wären.

KOMMT MIT UNS AM 17. JUNI 2023 AB 10 UHR VOR DIE KASERNE IN BRUCHSAL und lasst uns gemeinsam unseren Un­mut zeigen über imperiale Aufrüstung, Militärlogik, Großmachtkon­frontationen und die rassistischen und sexistischen Umgangsformen, die Normalität werden. Lasst uns alle daran erinnern, dass das „Ge­schäft“ der Bundeswehr ein blutiges ist, lasst uns klar machen, dass die Bundeswehr weder mitten in der Gesell­schaft steht, noch eine attraktive Arbeitgeberin ist.


Nein zur Wiedereinführung der Wehrpflicht!

Kein Werben für’s Töten und Sterben!

Milliarden für Soziales und Klimaschutz statt fürs Militär!

Raus aus der Nato!

Gemeinsame Anreise 8.30 Uhr ab Stuttgart Hauptbahnhof. Mehr Informationen: keintagderbundeswehr.dfg-vk.de